Ein Speckturm ist genau das was der Name sagt, ein Turm in welchem Speck aufbewahrt wird. In der streng reglementierten Gesellschaftsordnung der Siebenbürger Sachsen hatte alles seinen Platz, bzw. seinen Turm. So schreibt Hermann Fabiani in seinem hervorragenden Buch: “… Türme wie den Speckturm, Beamtenturm, Pelsenturm (Pflaumenturm), Türkenturm oder auch Versöhnungsturm (Holzmengen), in den man zerstrittene Eheleute einsperrte, um sie bei Wasser und Brot zu versöhnen …”. [1]
Das Aufbewahren der Schweinespeckhäften war/ist im Speckturm genau geregelt. Unter der entsprechenden Hausnummer werden die Speckstücke aufgehängt, und jedes Haus hat seinen eigenen Stempel, mit dem die abgeschnittenen Stücke markiert werden. In der Regel wurde der Speckturm am Sonntag im 7h in der Früh geöffnet, die Bauern holten sich um diese Zeit ihren Sonntagsspeck, am Ausgang wurde dann kontrolliert, ob man wohl nur vom eigenen Stück abgeschnitten hatte. Kirchgang war dann erst um 10 bzw. 11, es ist also ein Mythos, dass der Speck die Sachsen in die Kirche lockte.
Viele Kirchenburgen haben noch einen Speckturm, aber in sehr wenigen ist dieser noch in Betrieb. In Probstdorf/Stejărișu wird der Speckturm noch genutzt und kann sogar besichtigt werden. Uns hat Herr Kurator Misch Gierling diesen gezeigt und alles erklärt.
Der Speckturm in der Kirchenburg Probstdorf – © Heimo Müller
Der Speckturm in der Kirchenburg Probstdorf – © Heimo Müller
Der Speckturm in der Kirchenburg Probstdorf – © Heimo Müller
Der Speckturm in der Kirchenburg Probstdorf – © Heimo Müller
[1] Hermann Fabiani, Die Kirchenburgen der Siebenbürger Sachsen, Monumenta Verlag, 2013, S.83.