Sammelleidenschaften

Hinterm Grimming ticken die Uhren anders. Hier läuft alles viel gemächlicher ab, jeder kennt jeden, alle sind per Du. Unter der Woche trifft man auf Frauen und Männer in Dirndln und Lederhosen, die hier so etwas wie der „Stolz der Nation“ sind. Im Ausseerland ist die Welt eben noch in Ordnung. Die Luft ist frisch, als feinstaubgeplagter Städter kann man hier so richtig tief durchatmen und will gar nicht mehr weg. Auch Peter Rosegger hat das schon gewusst und jedes Jahr seine Sommerfrische hier verbracht.

Wenn man ans Ausseerland denkt, kommt einem vor allem Narzissenfest, Trachtenverein und Anna Plochl in den Sinn. Doch dieses wunderschöne Tal mit den vielen kleinen Ortschaften und den urigen Häusern, den üppig grünen Wiesen und den klaren Seen, zeichnet sich vor allem durch eines aus: seine Bewohner, die alle fest zusammen halten und von denen sich auffallend viele einer besonderen Leidenschaft verschrieben haben: dem Sammeln. Das Blogmobil wird deshalb seine Reise im schönen Ausseerland beenden und hier zum letzten Mal Halt machen. Wir wollen uns die vielen kleinen und großen Leidenschaften der Ausseer ansehen: von der Nähmaschinensammlung über die „Fichtauer Holzvögel“, das „Strickhaus“ mit den vielen Figuren, die dort an ihren Strippen von der Decke baumeln sollen, das Lotus-Museum mit der Spielzeugrennbahn von Jochen Rindt, bis hin zur großen Foto-Sammlung eines eingesessenen Obersdorfers. Wir wollen die Geschichten der Ausseer hören, dokumentieren und festhalten. Wir wollen herausfinden, was die Menschen hier zum Sammeln bewegt, und die interessanten, oftmals kauzigen Geschichten hinter ihrer Leidenschaft entdecken.

Die letzte und weiteste Reise des Blogmobils führt dahin, wo die Uhren anders ticken. Mit dem Museumsfest des Kammermuseums am Samstag, dem 5. Oktober verabschieden wir uns, beenden unsere Reise durch die Steiermark und blicken zurück auf viele interessante Erlebnisse, überraschende Begegnungen und neue Blicke auf die grüne Mark.

Wo die wilden Kräuter wachsen, Teil II

Im Bereich “Feuer” des Stiftsgarten in St. Lambrecht wurde ein Kräuterbeet angelegt. In den vielen, einzelnen Abteilungen blühen und gedeihen die unterschiedlichsten Kräuter, von chinesischen Medizinkräutern, über heimische Giftpflanzen bis zu Färberpflanzen. Diplom-Botaniker Gerd Egger vom Domenico-Projekt gibt einen kleinen Einblick in die Kräuterkunde während seines Gartenspaziergangs. Teil II der Kräuterkunde.

Stechapfel
Der Stechapfel ist ein einjähriges Nachtschattengewächs und besitzt einen charakteristischen Geruch. Alle Teile des Stechapfels sind stark giftig.Stechapfel

Rizinus
Der “Wunderbaum” wird zwei bis drei Meter hoch. Seine Samen sind stark giftig und enthalten Rizin, ein Eiweißgift. Das aus den Samen gewonnene Rizinusöl ist ungiftig, das Gift befindet sich im Pressrückstand, der als Dünger verwendet wird.Rizinus

Bilsenkraut
Das zweijährige Nachtschattengewächs ist in allen Teilen stark giftig und enthält verschiedene Alkaloide, die wie halluzinogene und wahrnehmungsverändernde Stoffe wirken.

Eibe
Auch die Eibe ist in allen Teilen stark giftig. Die Frucht an sich schmeckt sehr süß und ist – anders als der Kern – ungiftig. Hildegart von Bingen hat die Eibenspäne bei Nebenhöhlenentzündungen verwendet, dabei wird der Dampf eingeatmet. Während Vergiftungen beim Menschen selten vorkommen, kommt es oft zu Vergiftungen bei Tieren.
Eibe

Tollkirsche
Die Tollkirsche besitzt schwarzglänzende Früchte, die unter anderem das Alkaloid Atropin enthalten, das in der Augenheilkunde zur Erweiterung der Pupillen verwendet wird. Die Tollkirsche wächst besonders gern im lichten Wald im Halbschatten.Tollkirsche

Blauer Eisenhut
Der Eisenhut ist die giftigste Pflanze in Österreich. Nur wenige Gramm der Blätter oder der Knolle können tödlich wirken, jedoch ist die Giftwirkung – wie bei allen Giftpflanzen – abhängig von Klima, Bodenbeschaffenheit, Pflanzenteil und der Konstitution des Einnehmers. Der Blaue Eisenhut enthält das Alkaloid Aconitin, das bereits durch die Haut aufgenommen werden kann.

Gefleckter Schierling
In der Antike wurde der zweijährige Schierling als Hinrichtungsgift (aufsteigende Lähmung) benutzt. Das enthaltene Coniin, kann durch die Haut aufgenommen werden.

Bilsenkraut
Das Bilsenkraut besitzt blasgelbe Blüte mit violetten Adern und violettem Schlund.

Giftbeere
Die Giftbeere ist ein einjähriges Nachtschattengewächs. Die blaublütige Pflanze stammt ursprünglich aus Peru.

Akelei
Die Akelei ist ein leicht giftiges Hahnenfußgewächs.

Kleiner Immergrün
Der Kleine Immergrün gehört zu den Hundsgiftgewächsen und ist – wie der Name schon vermuten lässt – leicht giftig.

Benediktenkraut
Das Benediktenkraut ist einjährig und reich an Bitterstoffen. Der aus der Pflanze gebrühte Tee wird bei Bauchschmerzen eingenommen.

Goldrute
Die Goldrute besitzt große Einzelblüten und ist eine Heil- und Färberpflanze.

Echtes Labkraut
Früher wurden die Wurzeln des Labkraut verwendet, um Dinge rot einzufärben. Das Labkraut wird ebenso zur Herstellung von Käse benutzt.

Färber-Wau
Der Färber-Wau  (auch Färberresede) ist eine zweijährige Färberpflanze

Rainfarn
Der Rainfarn ist eine Färberpflanze, die dunkelgelb färbt und als Wurmmittel verwendet wird.

Färber-Distel
Die Distel wurde früher verwendet, um Safran zu verfälschen.

Färberwaid
Der Färberwaid ist die einzige Pflanze, mit der man im Mittelalter blau färben konnte (Indigo). Er ist ein zweijähriger Kreuzblütler. Zum Färben wurden nur die Blätter aus dem ersten Jahr verwendet

Ginko
Ginko wird vor allem als Mittel gegen Demenz eingesetzt. Seine Früchte sind reich an Buttersäure.

Asiatische Kermesbeere
Die Wurzel der Beere wird in der chinesischen Medizin verwendet. Die dunklen Früchte werden zur Färbung des Weins eingesetzt.

Bittersüßer Nachtschatten
Der Nachtschatten ist eine einjährige Pflanze mit Beeren, die an kleine Tomaten erinnern. Die Beeren des Bittersüßen Nachtschatten sind giftig – wenngleich weniger als die der verwandten Tollkirsche –, der Giftgehalt der Beeren des Schwarzen Nachtschatten liegt noch etwas darunter.

Einjähriger Salbei
Der Salbei besitzt schön gefärbte Hochblätter, die als Schmuckdroge für Tees verwendet werden können

Braune Minze
Die Braune oder Nudelminze wird für die Zubereitung der Kärntner Nudeln verwendet, da sie so gut wie kein Menthol enthält

Süßdolde
Die Süßdolde ist eine Pflanze, die nach Anis schmeckt. Besonders schmackhaft sind die grünen, unreifen Früchte der Pflanze.

 

Pater Romuald Pramberger O.S.B. (1877-1967)

Heimatforscher, Sammler, Museumsmann, Volkskundepionier – und Mönch

Der St. Lambrechter Heimatforscher, Sammler, Museumsmann und Volkskundepionier P. Romuald Pramberger O.S.B., Konventuale der Benediktinerabtei St. Lambrecht im oberen Murtal wurde am 12.04.1877 in Pöchlarn (NÖ) geboren. Prambergers Vater verstarb früh und aufgrund eines skurrilen Versprechens an die Großmutter fühlte sich Pramberger dem Priesterstudium verpflichtet. Er absolvierte das Melker Gymnasium und trat am 01.09.1899 als Novize in das Benediktinerstift Melk ein.

Nach dem Austritt aus Melk, bedingt durch Zerwürfnisse und gediegenen Eigensinn und Suche einer neuen, klösterlichen Bleibe tritt Pramberger ins Stift St. Paul im Lavanttal ein und nach neuerlichen Schwierigkeiten dort lebt Pramberger ab dem 19.10.1903 im Benediktinerstift St. Lambrecht im oberen Murtal (gegr. vor 1076). Am 12.06.1904 feiert Pramberger seine feierliche Profess in St. Lambrecht.

Bald wird Pramberger von Mitbrüdern, aber auch kundigen älteren Bewohnern des Ortes zu Bauernhöfen und Haushalten der Umgebung mitgenommen. In Pramberger erwacht die Berufung zum autodidaktischen Sammler bäuerlicher Relikte und Volkskundler. Ab 1905 (“offiziell” ab 1911) unternimmt er planmäßige Sammel- und Erhebungsgänge in die Dörfer der näheren Umgebung. Pramberger sammelt alten Hausrat, Möbel, Briefe, Bücher, Spielzeug, Werkzeug, Ritual- und Kultgegenstände etc. etc. Bald spöttisch als “Graffelpater” bezeichnet, da er Gegenstände jedwedes Erhaltungszustandes mitbringt, im Sommer mit Ross und kleinem Wagen, im Winter mit dem Schlitten unterwegs ist und oft Spinnweben von Dachböden seinen Habit „zieren“, trägt er aber nicht nur Gegenstände zusammen, sondern zeichnet auch immaterielles Kulturgut in Notizbüchern auf. Durch seine unprätentiöse und leutselige Vorgangsweise kann Pramberger Sagen, Märchen, Schwänke, Rätsel, Witze von alten Dienstboten oder vagabundierenden Bettlerinnen und Bettlern, mit denen er sich stundenlang unterhält, dokumentieren. Oft fehlt er dadurch beim Chorgebet, was die Mitbrüder mäßig freut.

Pater Romuald Pramberger O.S.B. (1877-1967)

Pater Romuald Pramberger O.S.B. (1877-1967)

Begabt mit Schauspieltalent und sprühender Rhetorik kann Pramberger viele dieser, teils derben, Witze und Rätsel später in hunderten Vorträgen, hauptsächlich in der Steiremark, aber auch in Kärnten, Wien oder Deutschland einsetzen. Pramberger spricht hin und wieder auch im Radio, leider hat sich keiner seiner Vorträge im ORF-Archiv erhalten.

Seine Erkenntnisse überträgt er nach und nach aus den Notizheften handschriftlich in insgesamt 45(!) Folianten (ca. 22.000 A4-Seiten). Seine Sammlungen und Aufzeichnungen erfolgen aber nicht aus reinem Selbstzweck: Pramberger möchte ein “Lehrmuseum” im Stift errichten. Dafür nimmt er ab dem 06.01.1913 mit Viktor (von) Geramb Kontakt auf und empfängt fachliche Beratung. Die Gegenstände der volkskundlichen Sammlung werden zuerst im Stift, ab Sommer 1919 im sogenannten “Jägerhaus” auf dem Stiftsareal untergebracht. 1921 erscheint ein gedruckter Museumsführer: Pramberger, Romuald (1921): Das Volkskundemuseum in St. Lambrecht. Graz: Verlag der Benediktinerabtei St. Lambrecht [15S.]

Weiters legt Pramberger eine wirtschaftskundliche Sammlung (Etiketten, Verschlussmarken, Plakate, Postkarten, Schachteln, Bierdeckeln…) an, bei der er nicht zuletzt von deutschen Unternehmern um den Berchtesgadener Brauerei-Erben und Volkskundler Prof. Dr. Rudolf Kriß (1903 – 1973) unterstützt wird. Leider wurde diese Sammlung, bis auf wenige Reste, im II. Weltkrieg zerstört bzw. in alle Winde zerstreut.

Schon vor 1938 kommt es zu einer zunehmende Entfremdung vom Stiftsleben. Pramberger, der ein schwieriger und empfindlicher Charakter ist, fühlt sich gehänselt und zu wenig gewürdigt. Besonders die Klausur und die Chorgebete belasten Prambergers freiheitsliebende und individualistische Persönlichkeit. Auch bekommt er nie eine eigene Pfarre zugewiesen, wird aber immer wieder mit Vertretungen in den Stiftspfarren der näheren und ferneren Umgebung (Neumarkt, Krakau…), aber auch im Mürztal und den Seitentälern bedacht.

Um den 12. März 1938 wird Pramberger von starken Existenzängsten heimgesucht. Er geht nicht mit den enteigneten und vertriebenen Mitbrüdern nach Mariazell, sondern wird Kuratbenefiziat der Familie Mayr-Melnhof in Schloss Pfannberg bei Frohnleiten. Durch seine Kontakte mit dem “Zentralarchiv der deutschen Volkserzählung”, dass damals bereits vom SS-Ahnenerbe übernommen worden war, kam Pramberger in Kontakt zu diesem und hier wiederum zum Kontakt mit “Ahnenerbe”-Reichsgeschäftsführer Wolfram Sievers, der Pramberger bereits seit 1928 von Vorträgen in München kennt. Pramberger ist vermutlich für Sievers ein “role-model” eines SS-Volkskundlers: fleißig, umsichtig, arbeitsam, ganz der Sache ergeben. Pramberger holt seine Aufzeichnungen und Folianten noch 1938 aus St. Lambrecht, aber nicht die Sammlung, die wieder ins (mittlerweile von den Nazis annektierte) Stiftsgebäude verbracht und mehrfach geplündert wird. Pramberger wird Mitglied des SS-Ahnenerbes, ob auch der NSDAP muss derzeit offen bleiben. Die Begründungen für diesen Schritt reichen von Existenzängsten bis zu einer, durchaus gegebenen, Nähe zu etlichen Zielen dieser Organisationen.

Zunehmende Spannungen mit der Familie Mayr-Melnhof bewegen Pramberger 1943 zur Übersiedlung nach Salzburg. Dort befindet sich eine Forschungsstelle des Ahnenerbes in Gestalt der “Lehr- und Forschungsstelle für germanisch-deutsche Volkskunde” (Prof. Dr. Richard Wolfram, Wien), vor Ort betreut durch Dr. Friederike Prodinger. Pramberger bezieht eine Wohnung im Schloss Anif und ist für die “Lehr- und Forschungsstätte” des SS-Ahnenerbes tätig. Hauptsächlich wird der Inhalt der Folianten “verzettelt” und diese teilweise in ein Typoskript übertragen. Nach dem Kriegsende arbeitet Pramberger als Missar beim Fürsten Auersperg in Schloss Weitwörth (Salzburg).Mit den Jahren steigt die Sehnsucht nach einer Rückkehr in die Steiermark, sowohl bei Pramberger, als auch bei seiner Haushälterin, die sich später als entfernte Verwandte herausstellt.

Pramberger versucht beim Land Steiermark für seine volkskundlichen Leistungen eine Ehrenrente zu erlangen und über den Einsatz von Viktor Geramb und Hanns Koren kann er quasi als Gegengabe für seine Volkskunde-Folianten ab 1950 eine solche Ehrenrente auf Lebenszeit erlangen. Pramberger übersiedelt 1956 nach Mautern im Liesingtal, wo er bis zu seinem Lebensende lebt. Hin und wieder kehrt er für einige Tage nach St. Lambrecht zurück. Die Gemeinden St. Blasen und St. Lambrecht machen Pramberger, der Häuserbücher der Ortschaften verfasste, zum Ehrenbürger. Begraben wird der am 07.04.1967 zu Mautern Verstorbene am Konventfriedhof der Benediktinerabtei St. Lambrecht.

 

Quellen:

-Drusowitsch, Helga (1978): Romuald Pramberger. Leben und Wirken. II Bde. [Masch. Diss.] [Phil. Fak.] Universität Graz.

-Greger, Michael (2012): “Ich selbst habe mit Vorteil zwei Sympathiemittel angewendet”. Romuald Pramberger und seine gesammelten Superstitiosa. In: Kreissl, Eva (Hg., 2013): Kulturtechnik Aberglaube. Zwischen Aufklärung und Spiritualität. Strategien zur Rationalisierung des Zufalls. Bielefeld: transcript, S. 519-536.

-Plank, Benedikt (2012): Romuald Pramberger. Mönch und Original. In: Kreissl, Eva (Hg., 2013): Kulturtechnik Aberglaube. Zwischen Aufklärung und Spiritualität. Strategien zur Rationalisierung des Zufalls. Bielefeld: transcript, S. 507-518.

-Pramberger, Romuald (1921): Das Volkskundemuseum in St. Lambrecht. Graz: Verlag der Benediktinerabtei St. Lambrecht.

-Pramberger, Romuald: Volkskunde. Folianten im Archiv des Volkskundemuseums am Universalmuseum Joanneum in Graz.

Wo die wilden Kräuter wachsen, Teil I

Im Bereich “Feuer” des Stiftsgartens in St. Lambrecht wurde ein Kräuterbeet angelegt. In den vielen, einzelnen Abteilungen blühen und gedeihen die unterschiedlichsten Kräuter, von chinesischen Medizinkräuter, über heimische Giftpflanzen bis zu Färberpflanzen. Diplom-Botaniker Gerd Egger vom Domenico-Projekt gibt einen kleinen Einblick in die Kräuterkunde während seines Gartenspaziergangs. Teil I der Kräuterkunde.

Lemon-Ysop
Die Blüten des Lemon-Ysop (auch Purpur-Melisse) schmecken nach Zitrone. Man kann sie für Obstsalat, Müsli, Joghurt, Salat, Tee oder als Gewürz verwenden. Die Pflanze ist in unseren Breitengraden nicht gänzlich winterhart. Bei der Saat spaltet sich die Pflanze auf, ein Teil riecht dabei nach Anis und ein Teil nach Zitrone. Der Lemon-Ysop blüht bis zum ersten Frost.
Lemon-Ysop

Chinesischer Löwenschwanz
Der Löwenschwanz  (auch Chinesisches Mutterkraut) wird in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet. Die Pflanze ist zweijährig, blüht erst im zweiten Jahr, und zieht viele Insekten, vor allem Bienen an. In Südamerika wird er auch kleiner Hanf genannt und als Rauchmittel  verwendet.
Chinesischer Löwenschwanz

Kapuzinerkresse
Die Kapuzinerkresse  (auch Fensterguckerl) ist eine Heil-, Gewürz- und Zierpflanze und stammt ursprünglich aus Peru. Die Kresse ist besonders frostempfindlich. Die Blätter und Blüten kann man in den Salat geben, sie schmecken scharf und würzig und wirken als pflanzliches Antibiotikum desinfizierend. Die Blütenknospen können wie Kapern eingelegt werden.
Kapuzinerkresse

Kornblume
Die Kornblume ist ein einjähriger Korbblütler aus dem Mittelmeerraum. Besonders durch den Getreideanbau wurde die Kornblume weltweit verbreitet. Früher konnte man die Pflanze häufiger finden, durch Saatgutreinigung und Herbizideinsatz ist sie jedoch fast verschwunden. Die Kornblume ist eine extrem trockenheitsresistente Pflanze. Ihre Blüten können für Teemischungen verwendet werden, und wirken harntreibend. Historisch wurde die Kornblume in der Zeit von 1933 – 1938 als Erkennungszeichen der damals verbotenen  Nationalsozialisten in Österreich verwendet.

Oswegokraut
Schmeckt und riecht nach Oregano und ist angenehm scharf. Man kann das Kraut für Topfenaufstriche oder Kräutersalze verwenden, die schönen, hellvioletten Blüten auch für Salate. Die Pflanze ist ausdauernd und winterhart.
Oswegokraut

Zitronen-Melisse
Die Zitronen-Melisse ist eine Heil- und Gewürzpflanze, die beruhigend, antiviral und krampflösend wirkt.
Zitronen-Melisse

Kanadische Goldrute
Die Goldrute ist ein sogenannter Neophyt, der Mitte des 17. Jh. eingeführt wurde. Ausgebreitet hat sich die Pflanze  erst in den Trümmerlandschaften des Zweiten Weltkriegs. Die Goldrute wirkt entzündungshemmend, harntreibend und krampflösend als Tee und hat eine antimikrobische Wirkung gegen Pilze.
Kanadische Goldrute

Flohsamen
Der Flohsamen ist ein einjähriges Wegerichgewächs. Die Samenschalen werden als Heilmittel verwendet, diese sind reich an Schleimstoffen. Sie quellen im Wasser stark auf und fördern die Darmbewegung. Verwendet werden sie bei Durchfall und Verstopfung.
Flohsamen

Bohnenkraut
Das Bohnenkraut ist, wie der Name schon sagt, ein Gewürz für Hülsenfrüchte. Als Heilpflanze hat das Bohnenkraut antiseptische Wirkung.
Bohnenkraut

Ysop
Ysop ist ein wunderbares Gewürz für Fleisch, Suppen, Eintöpfe, Fisch und Kartoffeln. Ysop riecht leicht nach Minze und besitzt einen Kampfergeschmack mit bitterem Nachgeschmack. Ysop kann als Einfassungspflanze verwendet werden, besitzt blaue Blüten, ist winterhart und selbstaussäend. Als Heilpflanze hilft es gegen Erkältungen.
Ysop

Rotblättrige Gartenmelde
Die Gartenmelde ist eine alte Gemüsepflanze. Die jungen Triebe kann man laufend ernten.
Rotblättrige Gartenmelde

Alant
Der Alant ist eine alte Bauerngartenpflanze, wird bis zu zwei Meter hoch und blüht gelb. Verwendet – für Tee – wird die Wurzel und wirkt  dabei auswurffördernd und schleimlösend. Alant ist weiters auch Bestandteil von Kräuterlikören.
Alant

Mariendistel
Die Mariendistel ist ein einjähriger Korbblütler. Die Samen – die das Leberschutzmittel Silymarin beinhalten – werden für Tees benutzt, u.a. bei der Behandlung einer Fettleber.
Mariendistel

Echte Engelwurz
Die (Erz-)Engelwurz oder Angelika ist eine zweijährige Pflanze, die erst im zweiten Jahr blüht und bis zu drei Meter hoch wird. In ihrer Heimat, Skandinavien, wird sie seit dem 12. Jh. verwendet. Die jungen Blätter und Triebe können als Gemüse verwendet werden, dabei ist die Wurzel reich an ätherischen Ölen und fördert die Verdauung. Die Pflanze enthält die sogenannten Furanocumarine, diese können die Haut lichtempfindlich machen. Die Samen der Engelwurz sind nur kurz keimfähig.
Echte Engelwurz

Wohlriechender Gänsefuß
Der Gänsefuß (auch Jesuitentee oder Mexikanischer Tee) riecht und schmeckt nach Petroleum und wird in Mexiko als Gewürz verwendet.
Wohlriechender Gänsefuß

Das Kreüter Buch von Hieronymus Bock

Das Kreüter Buch, Darinn Underscheidt, Namen vnnd Würckung der Kreutter, Stauden, Hecken vnnd Beumen, sampt jhren Früchten, so inn Deutschen Landen wachsen […..] Durch H. Hieronymum Bock auss langwiriger vnd gewisser erfarung beschrieben [….] gedruckt in Straßburg im Jahr 1556, ist das zweite Buch, welches wir in St. Lambrecht digitalisiert haben.

Titelseite

Titelseite (Rohscan)

Hieronymus Bock war Theologe, Lehrer und Botaniker in Zweibrücken. Als Botaniker und Verfasser von botanischen Büchern erreichte Bock schon im 16. Jhd Berühmtheit. Er legte am Saarbrücker Hof einen systematischen Kräutergarten an, und hat sich auf seinen vielen Reisen ein umfangreiches Wissen über Pflanzen und Ihre Wirkung angeeignet. Der große Erfolg des Kreüter Buchs ist einerseits auf die in Volkssprache abgefassten umfangreichen, humorvollen Kommentare und zweitens auf die Zeichnungen von David Kandel zurückzuführen. Die erste Auflage (1539) enthielt noch keine Bilder, ab der zweiten Auflage wurde das Buch dann zu einem Bestseller, sicherlich bedingt durch die visuell amüsante Bebilderung. Wir werden in einem eigenen Beitrag einige der außergewöhnlichen Illustrationen von David Kandel (DK) vorstellen.

Die Besitzvermerke des Kreüter Buchs sind nicht so umfangreich wie jene des Artzney Buchs. Wir finden in diesem Buch drei Einträge aus dem Jahr 1557, 1650 (Titelseite) und 1795.

Buchdeckel (Rohscan)

Besitzvermerk Buchdeckel

Titelseite

Besitzvermerk auf der Titelseite / Apotheke Judenburg (Rohscan)

Das Buch war also im 17 Jhd. im Besitz der Landschaftsapotheke in Judenburg, welche zu ältesten Apotheken der Steiermark (erste Erwähnung ab 1429) zählt. Die “landschaftlichen Apotheker” im 15. und 16. Jhd. erhielten die Apotheke in Pacht, bzw. der jeweilige Apotheker war ein besoldeten Beamter “der Landschaft”, also ein Landesbediensteter der ersten Stunde. “Die Landschaft“, kurz für “das Land Steiermark” bzw. “das Herzogtum” war zusammengesetzt aus dem hohen und niedrigen Adel, den Prälaten sowie Vertretern der landesfürstlichen Städte und Märkte.[1] Seit 1748 gibt keinen landschaftlichen Apothekers mehr, machdem Maria Theresia das steirischen Kassenwesens reformierte und dieses Amt, trotz Protest der Stände, abschaffte. Der Name “Landschafts-Apotheke” erinnert heute noch an diese Zeit, als die Stände Steiermarks zur Hebung der Pharmazie viel beigetragen hatten. [2]

Zurück zu unserem Buch und der Suche nach magischen Pflanzen von Pramberger. Hier die Beschreibung der magischen Kräfte des Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys), das sogenannte “Neb(e)naus” in der aktuellen Ausgabe des Webbooks Die Kräuter in meinem Garten: Gamander gilt als hexenvertreibendes Mittel und vertreibt auch den Teufel, wenn man die Pflanze in der Hand trägt. In vielen Sagen ist vom Teufel zu lesen, dem eine Jungfrau zum Weib gegeben werden soll, wenn er Dinge vollbringt, wie zum Beispiel Gold beschaffen oder in einer Nacht einen Berg auftürmen. So wird der Teufel in manchen Sagen um das ihm versprochene Mädchen geprellt, weil man ihm Gamander entgegenhält. Als blitzabweisend wird er in den Bauernstuben Tirols ins offene Feuer geworfen, wenn ein Gewitter heranzieht. In der Schweiz tragen ihn ältere Leute in Amuletten bei sich, um böse Einflüsse abzuwehren und Schutz zu erhalten. Als Liebesorakel kann er ebenso herhalten wie der Ehrenpreis, man kann damit den unbeständigen Freier vom treuen zukünftigen Ehemann unterscheiden. [3]

Eine Beispielseite aus dem Kreüter Buch als Rohscan.

Eine Beispielseite aus dem Kreüter Buch von Hieronymus Bock.

[1] Gernot P. Obersteiner, Geschichte und Inhalt des Landschaftlichen Archivs, www.landesarchiv.steiermark.at

[2] Mag. pharm. Dr. Bernd E. Mader, Kleine Kulturgeschichte der Grazer Apotheken, Austria-Forum, “Historisches Jahrbuch der Stadt Graz”, Band 32, Graz 2002

[3] Siegrid Hirsch, Felix Grünberger, Die Kräuter in meinem Garten, Freya, 2010. Webbook im Austria-Forum.

Karl Eugen Heilmann: Kräuterbücher in Bild und Geschichte. Grünwald/München 1964. S. 31, 156-161.

Claus Nissen: Die botanische Buchillustration. Ihre Geschichte und Bibliographie. 2. Aufl. Stuttgart 1966. S. 51-53.

Feuer, Erde, Wasser, Luft

Die vier Elemente sind die zentralen Ausgangspunkte des “Garten des Heile(n)s” im Stiftsgarten St. Lambrecht. Jedes Element wird in einem jeweiligen Bereich des Gartens auf  ganz unterschiedliche Weise repräsentiert.

Wasser – Der Bereich “Wasser” wurde in St. Lambrecht bis zum Jahr 2013 großflächig unter anderem mit Sonnenblumen oder Topinambur bepflanzt. Der Bereich soll demnächst von zwei Schweizer Künstler gestaltet werden.

Der Brunnen, der sich im Zentrum des Elementebereichs befindet, wurde jahrzehntelang im Pavillon im Zentrum des Gartens gelagert und erst 2007 wieder an seiner ursprünglichen Stelle wiederaufgebaut.

Bereich Wasser

Erde – Im Bereich “Erde” befindet sich ein Skulpturenprojekt des Bildhauers Gerhard Planer. Die Skulpturen sollen das Weltall darstellen. Dabei wurden 100 Steinquader aufgestellt, die die 50 hellsten Sterne der nördlichen und die 50 hellsten Sterne der südlichen Hemisphäre darstellen sollen, wobei beide Hemisphären einander überlagern. Die Steine sind alte Granit- und Marmorblöcke einer abgetragenen Brücke und wurden vom Künstler individuell bearbeitet: Jeder Stein hat irgendwo eine polierte Fläche, die das Sonnenlicht reflektiert.

Weiters sind Sonne, Mond und die Erde dargestellt. Der Pavillon stellt die Sonne dar, während die Erde durch eine grüne Fläche repräsentiert wird. Der Mond ist ein Betonring, mit weißem Sand gefüllt, die Milchstraße ist der helle Weg, der sich durch den Bereich Erde zieht. Die Skulpturen stellen eine Mondfinsternis da.

 

Feuer – Im Zentrum des Bereichs “Feuer” findet man eine Nachbildung des Labyrinths aus der Kathedrale von Chartres in Frankreich. Das Areal wird als Kräutergarten genutzt. Dabei wurde die Fläche in unterschiedliche Beete eingeteilt: das Hildegardbeet, in dem Kräuter nach Hildegard von Bingen angepflanzt werden, das Pfefferminzbeet, das Giftpflanzenbeet, in dem man heimische Giftpflanzen finden kann, das Färberpflanzenbeet, welches Pflanzen beheimatet, die früher zum Färben verwendet wurden sowie ein Lavendelbeet, ein Beerenbeet, mehrere Mischbeete und ein im Aufbau befindliches Beet für chinesische Heilpflanzen.

Für die Beete und Wege wurden rund 6,5 Tonnen Eisenblech verarbeitet und 7 Tonnen Ziegelbruch aufgebracht.

Luft – Der vierte Bereich “Luft” beherbergt den Rosengarten. Der Rosengarten wurde im November 2011 angelegt, die Rosen selbst Ende November 2011 gepflanzt. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Rosen auch auf einer Seehöhe von 1000 Metern wachsen und blühen. In diesem Teil des Gartens wurden mehr als 1000 Rosenstöcke von 46 verschiedenen Rosensorten verpflanzt. Neben Kletterrosen im Zentrum sind auch 2500 Buchsbäume und mehr als 1000 verschiedene Blütenstauden wie Iris und Dahlie im Bereich anpflanzt.

Bereich Luft

Das Artzney Buch von Christoph Wirsung

Der deutsche Apotheker und Arzt Christoph Wirsung (* 1500 in Augsburg) ist der Verfasser des „Artzney Buch“ einer umfangreichen Rezeptsammlung, welche speziell an den medizinischen Laien des 16. Jhd. adressiert war. Nach einem umfangreichen Register ist das Buch in 4 Hauptteile gegliedert, welche Krankheiten im Kopf, Brust, Bauch und die in ihnen liegenden Organe beschreiben.

Einband

Buchdeckel (Rohscan)

Titelseite

Titelseite (Rohscan)

Das Buch behandelt die Anatomie des gesunden und kranken Organs, und beinhaltet eine ausführliche Beschreibung von Krankheitssymptomen. Im praktischen Teil gibt Wirsung für jede Krankheit Therapievorschläge (Reinigungen, Aderlass) und führt die entsprechend wirksamen Arzneimittel an. Das Buch ist aber auch ein Lebensberater, denn in den “Regimenten” werden Anweisungen für Diäten und Verhaltensregeln, für den Tagesablauf, Geschlechtsverkehr, Kleidung und sogar für die Wohnungsausstattung gegeben.

Die Digitalisierung des hervorragend erhaltenen Exemplars aus dem Stift St. Lambrecht wurde heute abgeschlossen, im nächsten Schritt wird der Rohscan nachbearbeitet und in einigen Wochen wird das „Artzney Buch“ als Webbook im Austria-Forum zur Verfügung stehen.

Interessant sind auch die Besitzvermerke im Buchdeckel, welche als ersten Besitzer Herrn Wolfgang’us Schumann’us aus Zwingenbirgensens ausweisen. Dieser hat anno 1573 das Buch um 3 Gulden und 6 Schilling erworben. Weitere Vermerke gibt es z.B. für das Jahr 1666 und 1746 und einen Eintrag, welcher belegt, dass das Artzney Buch in den Kriegsjahren in der deutschen Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung GmbH in Dachau war.

Besitzvermerk

Besitzvermerke in der Innenseite des Buchdeckels (Rohscan)

Besitzvermerk

Besitzvermerk Dachau (Rohscan)

Wenn Bücher ihre Lebensgeschichte erzählen könnten, dann würde dieses Buch sowohl vom Himmel im Benediktinerstift als auch von der Hölle im garten- und landwirtschaftliche Versuchsgelände des KZ Dachau berichten.

Die Geschichte des Gartens

Das Stift St. Lambrecht erhebt sich eindrucksvoll aus dem kleinen Tal des Ortes im Bezirk Murau. Eine Straße führt um das Gebäude, das so viele Geschichten zu erzählen hat. Doch daneben, hinter der Steinmauer versteckt, befindet sich ebenso ein geschichtsträchtiges Stück Land: der Garten des Stiftes St. Lambrecht, den es bereits seit Mitte des 17. Jahrhunderts gibt. Eine kurze Geschichte.

Stift Lambrecht

Der Stiftsgarten beherbergte bis zum Ende der 1950er/1960er Jahre eine Gärtnerei, die dann aus wirtschaftlichen Gründen aufgelassen wurde. Nach dieser Zeit verwilderte der Garten immer mehr und wurde zu einer brachliegenden Fläche. Zeitweise wurde im Garten Getreide angebaut, oder die Stiftsbewohner legten Gemüsebeete an. Zuletzt wurde die Wiese nur mehr von Bauern gemäht, während man im Bereich des heutigen Rosengartens  eine Baumschule finden konnte.

Im Jahr 2003 hatten ein Mönch und eine Künstlerin dann die Idee, den Garten über ein Sozialprojekt zu revitalisieren. Am 1. Juli konnte damit das Projekt Domenico – mit Hilfe der Gemeinde St. Lambrecht, des Stifts St. Lambrecht (beide Parteien sind heute Vorstand des Projekts), des AMS und des Bundessozialamtes – ins Leben gerufen werden.

Domenico

Unter der Leitung der Gartenarchitektin Karin Hochegger wurde der Garten im Sinne der vierteiligen, barocken Struktur neu gestaltet und orientiert sich dabei an den vier Elementen Wasser, Feuer, Erde und Luft. Im Bereich Wasser findet sich ein Brunnen, im Bereich Luft der Rosengarten, im Bereich Feuer das Labyrinth und der Kräutergarten und das Element Erde wurde in Form eines Skulpturenparks umgesetzt.

Der Schwerpunkt des Gartens liegt aber beim Anbau alter Kräutersorten. Aus der Ernte werden verschiedenste Teemischungen, Kräuteröle, Kräutersalze, Kräuteressig, Kekse nach Hildegard von Bingen (Nervenkekse, Quellenkekse), Säfte, Sirupe, Liköre und Gelees hergestellt und verkauft.

Im Bereich des ehemaligen Gewächshauses wird zur Zeit ein neues Gewächshaus mit Glasfront errichtet.

Das Projekt Domenico blüht und gedeiht

Brache bearbeiten, bewirtschaften, beleben – seit 2004 verschreibt sich das Projekt Domenico der Bewirtschaftung des Stiftsgartens in St. Lambrecht im Bezirk Murau. Auf Initiative des Stiftes St. Lambrecht und durch die Unterstützung der Gemeinde ins Leben gerufen, bietet das Sozialprojekt zwischen acht und elf Menschen für kurze Zeit eine Heimat, Arbeit und die Chance, Neues zu entdecken.

»Wir bieten hier eine Stätte für Langzeitarbeitslosen und Menschen mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen. Das ist vielen nicht bekannt, und das wollen wir in der nächsten Zeit stärker in den Mittelpunkt rücken«, sagt Karin Dorfer, Leiterin des Fachbereichs Weiterverarbeitung und Verkauf im Gespräch. Ziel sei es, Menschen unter anderem nach längerer Arbeitslosigkeit wieder auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Die Vermittlungszahl sei aber leider verschwindend gering, so Dorfer.

Das dröhnende Geräusch der Rasenmäher und laufender Kreissägen dringt ins Innere des rustikalen Lagerraums, der gleichzeitig als Arbeitsstätte und als Pausenkammerl dient. Gerade wird ein neues Gewächshaus gebaut. Der Garten wurde von Karin Hochstätter nach dem barocken Prinzip der Vier-Elemente-Lehre geplant. »Und das Gewächshaus kommt genau dorthin, wo es laut den alten Plänen des Gartens gestanden ist.«

Seit 2011/2012 hat Domenico eine Kooperation mit der Organisation »Arche Noah – Gesellschaft zur Erhaltung und Verbreitung der Kulturpflanzenvielfalt«. In dem sogenannten Leader-Projekt hat man sich das Ziel gesetzt, alte Obst- und Gemüsesorten – Apfel, Birne, Tomaten oder Erdäpfel – wieder ins Bewusstsein der Menschen zu rücken, und diese Sorten zu erhalten und zu vermehren. Der Stiftgarten fungiert in diesem Fall als eine Zweigstelle von Arche Noah: Alte Sorten werden kultiviert, ausgesät und geerntet. »Heuer haben wir 45 verschiedene Sorten Kartoffeln angepflanzt«, berichtet Karin Dorfer stolz. Die Kartoffelfelder hätten zwar viel Platz eingenommen, die Ernte sei aber trotzdem lustig gewesen, wie Dorfer sagt.

Während die frühherbstlichen Sonnenstrahlen die letzte Mahd begleiten, stellt man sich bei Domenico bereits auf den Winter ein. Samen werden eingelagert oder noch gesammelt, Blüten für Tees und Kräuter für Nervenkekse getrocknet. Diese werden auf Bauernmärkten verkauft und finden großen Anklang – auch im Onlineshop. Im Winter, wo es weniger zu tun gibt, werden Holztaferln für die Kennzeichnung der Pflanzen hergestellt werden. »Es gibt bei uns immer was zu tun.«

Auf der Suche nach dem Kreütterbuch

Dr. Michael J. Greger, Volkskundler aus Graz, hat uns dankenswerterweise eine Liste von “magischen Pflanzen” genannt, die Romuald Pramberger beschrieben hat als er Pater und Volkskundler im Stift St. Lambrecht war. Die wichtigsten Pfanzen dieser Liste sind

Neben aktuellen Informationen zu diesen Pflanzen in den Austria-Forum Webbooks, sind wir auf der Suche nach Kräuterwissen in den vom Pramberger verwendeten historischen Quellen. Dafür haben wir mit tatkräftiger Unterstützung von Walter Plaschzug den handschriftliche Real-Katalog der Stiftsbibliothek durchforstet, im Bild ist einer von 6 Bänden zu sehen, und danach ging es unter sachkundiger Führung des hochwürdigsten Abt Bernhard in die Bibliothek, wo wir 2 Bücher aus dem 16. Jahrhundert zur Digitalisierung ausgewählt haben.

Walter Plaschzug

Walter Plaschzug

studiert den Real-Katalog

Real-Katalog

Die beiden Bücher sind das Arzneybuch von Christoph Wirsung aus dem Jahr 1568 und das Das Kreütter Buch, Darinn Underscheidt, Namen vnnd Würckung der Kreutter, Stauden, Hecken vnnd Beumen, sampt jhren Früchten, so inn Deutschen Landen wachsen, aus dem Jahr 1556 von Hieronymus Bock.

Blick auf die Besitzvermerke des Arzney Buchs

Blick auf die Besitzvermerke des Arzney Buchs

Das Kreütterbuch mit getrockneten Kräutern von Pramberger

Das Kreütterbuch mit getrockneten Kräutern von Pramberger

Abt Bernhard hat uns aus seiner Schatzkammer noch zwei weitere “Gustostücke” zum digitaliseren gebracht: Das handgeschriebene Gartenbuch von Carl Url aus dem Jahr 1862 und die “Ahnengeschichte” von Romuald Pramberger, aufgezeichet im Jahre 1960.

Gartenbuch des Carl Url

Gartenbuch des Carl Url

Die Pramberger, Ein Zyklus in sechs Erzählungen aus dem Leben seiner Ahnen, von Romuald Pramberger, Mautern 1960

Die Pramberger, Ein Zyklus in sechs Erzählungen aus dem Leben seiner Ahnen, von Romuald Pramberger, Mautern 1960

Hier sind die gesammelten Schätze und warten auf ihre Digitalisierung. Bleiben sie dran, schaun sie mit uns in die Bücher, und erfahren sie mehr über altes Kräuterwissen und Romuald Pramberger.

Bereit zur Digitalisierung

Bereit zur Digitalisierung