Zeitzeugen Branding

Im Zeitzeugen Projekt wurde das Blogmobil für den ORF Steiermark “ge-brandet”. Der Begriff Branding leitet sich von Brandzeichen zur Kennzeichnung von Tieren ab, wir haben dies etwas einfacher mit Folien bewerkstelligt.

Thomas Hasiba (hasimed) hat seinen Folienschneider gestartet und getreu der Vorgaben des ORF Corporate Design Logo und Kontaktadresse hergestellt, sein Bruder Ernst Hasiba hat das Blogmobil anschliessend fachgerecht beklebt. Vielen Dank an die Brüder Hasiba für das perfekte und super schnelle Re-Branding des Blogmobils. So wurde das Blogmobil zum ORF Zeitzeugen Projektfahrzeug mit dem nun Zeitgeschichte in der Steiermark – im wahrsten Sinne des Wortes – erfahren wird.

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ORF Steiermark Logo – Foto: Franz Neger

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Ernst Hasiba (links) assistiert von Dominik Reiter (rechts) – Foto: Franz Neger

Erzählt, was ihr erlebt habt!

Franz Neger fährt mit seinem Team im Blogmobil zu Zeitzeugen in der Steiermark. Das ORF Landesstudio Steiermark hat im Gedenkjahr 2015 einen Aufruf gestartet, und über 300 Zeitzeugen haben sich dazu gemeldet.

Im Rahmen des großen Zeitzeugen Projekts „Erzählt, was ihr erlebt habt“ besucht Franz Neger Steirerinnen und Steirer, welche die Zeit von 1938 bis zum Kriegsende 1945 noch persönlich miterlebt haben. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt durch den Zeithistoriker Univ. Prof. Helmut Konrad.

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Das Making-of der Dreharbeiten ist im Blogmobil Kanal abrufbar, die gesamte Dokumentation wird am 17. Mai um 18:30 in einem Österreich-Bild des ORF Landesstudios Steiermark zu sehen sein.

Blogmobil goes 4k

Lange war es ruhig um das Blogmobil, doch die Ruhe täuscht. Hinter den Kulissen wurde fleissig geplant und konzipiert. Die Haupterweiterung für zukünftige Projekte ist die Ausstattung des Interviewplatzes mit 4k Kameras.

4K ist ein Auflösungsstandard, der für Digitales Kino und Computergrafik entwickelt wurde. In der Videotechnik entspricht dies in etwa der Ultra High Definition (UHD), welche eine vierfache HD Auflösung darstellt. Videos in 4k/UHD Auflösungen sind sehr detailreich und zeigen bei einem Interview sowohl Personen als auch Bilder, Fotos und Dokumente in (derzeit) bester Qualität, getreu dem Motto “die höchste Auflösung ist für das Blogmobil gerade gut genug”.

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Das Haus des Sammelns

Im Ausseerland wird viel gesammelt, davon konnte sich das Blogmobil-Team bei seinem letzten Aufenthalt überzeugen. Tassen, alte Autos, geschnitzte Holzfiguren und vieles, vieles mehr wird hinter dem Grimminig gehortet. In Bad Mitterndorf, dem „Eingang“ zum Ausseerland, ist sogar ein Wohnhaus ein einziges Sammelsurium: das Haus von Franz Strick und seiner Gattin.

Franz Strick, der Großvater, begann vor über 70 Jahren zu sammeln. Er hatte sich vor allem auf Steine und Mineralien spezialisiert. Sein Sohn, Franz Strick, setzte seine Leidenschaft fort und erweiterte die Sammlung um viele andere Bereiche. So gibt es im Hause Strick im Erdgeschoß einen beachtliche Bibliothek zu bestaunen, voll mit alten Büchern aus dem Ausseerland, die Franz Strick während des Kriegs rettete. Er sammelte aber auch Möbel, bäuerliche Haushaltsgegenstände, Münzen, Bilder und vieles mehr. Sein Sohn übernahm die Sammlung schließlich und betreut sie bis heute mit seiner Gattin und seiner Tochter. Heute ist das „Strick-Haus“ eine klassische private heimatkundliche Sammlung, die die Geschichte und das Leben im Ausseerland in allen Facetten erzählt.

1958 ließ Franz Strick das Haus umbauen, um die vielen Gegenstände besser präsentieren zu können. Im ersten Stock, über der Bibliothek, befinden sich beispielsweise Knochen von Höhlenbären und Elchen aus dem Toten Gebirge und dem Dachsteinmassiv, eine Katzenmumie, Heiligenstatuen, eine Schlüsselsammlung, Wanduhren, alte Schreibmaschinen, Mineralien oder sowie Devotionalien. Über eine steile Holztreppe gelangt man in das Dachgeschoß. Hier werden die Krampusmasken und Kostüme des Mitterndorfer Krampusspiels aufbewahrt. Zudem steht hier auch die mit etwa 150 Figuren größte Mitterndorfer Krippe. Weiter hinten befinden sich eine Waffensammlung, Waagen, alte Ski und ein Hochrad.

Die Leidenschaft der Familie erbte auch auch Regina Egger, die Tochter von Franz Strick. Sie hat die Familiensammlung um etwas erweitert, das es noch nicht im Strick-Haus gab: Puppen. Seit über elf Jahren sammelt Regina Egger die kleinen Figuren und hat mittlerweile eine beachtliche Zahl zusammengetragen: Etwa 600 Püppchen von überallher wohnen in einem eigenen Zimmer. viele stammen von Floh- und Fetzenmärkten, die meisten wurden ihr jedoch geschenkt. „Die Leute bringen mir die Puppen, weil sie wissen, dass sie hier etwas wert sind“, sagt Regina Egger. Für ihre Sammlung hat sie nicht mehr als 100 Euro ausgegeben. „Es geht mir nicht darum, teure Puppen zu besitzen, sondern solche mit einem besonderen Gesicht.“

Franz Strick hat sein Haus mittlerweile seiner Tochter Regina überschrieben. Sie wird sich auch in Zukunft um  die vielen Gegenstände darin kümmern, und dafür sorgen, dass ein Teil der Geschichte des Ausseerlandes für alle Interessierten einsehbar ist.

 

 

Bewahren & Erforschen

Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr.phil. Marlies Raffler ist Sammelexpertin. Mehrere Monographien und wissenschaftliche Beiträge hat die Dozentin am Institut für Allgemeine Geschichte der Neuzeit an der Universität Graz zum Thema bereits veröffentlicht. In einem Interview (mehr zu lesen im Austria-Forum) erzählt sie von der Geschichte des Sammelns und welchen Stellenwert privates Sammeln hat.

Kann man so etwas wie eine Geschichte des Sammelns festmachen? Oder beginnt es wirklich mit den Jägern & Sammlern der Steinzeit?

Das Sammeln als anthropologische  Konstante und Notwendigkeit zum Überleben unterscheidet sich wesentlich vom Phänomen „Sammeln“ und dem musealen Sammeln im Speziellen. Letzteres ist bereits für den Alten Orient (Shutruk Nahhunte, König von Elam: Tempelmuseum, Nebukadnezar II. von Babylon: Palastmuseum „Zum Staunen der Menschheit“,  Palast der Bel-Shalti-Nannar, Tochter des letzten Königs der Chaldäer im 6.Jh. v. Chr.) nachweisbar.

Gibt es eine Epoche, in der besonders gerne gesammelt wurde?

Eine Konzentration „musealen Sammelns“ in den Kunst- und Wunderkammern der Frühen Neuzeit ist auffällig. Es ist jedoch davon auszugehen, dass vergleichbare Phänomene in fast allen Epochen, vor allem in der Gegenwart, zu konstatieren sind, wo bereits Kinder (Stickeralben, Überraschungsei-Figuren) zu Sammlern werden.

Ist Sammeln ein weltweites Phänomen?

Wenn wir SAMMELN  als Überbegriff für das Erkennen von Bewahrenswertem verstehen, als das Zusammentragen, Aufbewahren von Objekten, die für den Sammler subjektiv einen Wert verkörpern, so ist das Phänomen als ein zutiefst menschliches Bedürfnis in vielen Kulturen weltweit zu finden. Sammeln fungiert als Quelle der Selbstdefinition, trägt zur Identitätsfindung bei.

Welchen Stellenwert haben Privatsammlungen in der Geschichte?

Da Privatsammlungen bis zum Aufkommen von Museen neben Landesfürsten und Kirche als Träger musealen Sammelns fungieren, deren Sammlungen zu Beginn des 19. Jh. zum Teil institutionalisiert wurden, kommt ihnen eine herausragende Stellung im Bewahren und Erforschen zu.

»Ich bin ein Horter« – oder: Der Mann mit dem Glocknerautobus

Es ist eine schier unglaubliche Zahl, die uns Herbert Werner im Interview nennt. Der leidenschaftliche Sammler besitzt nämlich PKWs, 10 Oldtimer, 45 LKWs, 15 Autobusse und Hunderte Gemälde der österreichischen klassischen Moderne, besonders mit Ausseer-Motiv, sowie zahlreiche Armbanduhren. Wie er selbst sagt: »Ich bin ein Horter.«

Den größten Schatz seiner Sammlung präsentierte er beim Kammerhofmuseumsfest in Bad Aussee. Der Glocknerautobus von Gräf & Stift ist einer von nur insegsamt zwölf gefertigten Sondermodellen. Diese sind laut Werner eineinhalb Meter kürzer, damit man die Serpentinenstraße zum Großglockner leichter fahren kann, haben einen Notausstieg hinten auf der Fahrerseite, eine Dachverglasung und ein Schiebedach. »Das war damals der Luxusreisebus schlechthin«, so Werner.

Der Bus selbst gelangte über zehn Ecken in seinen Besitz, den er über mehrere Garagen und Depots in Österreich verteilt hat. Angemeldet wurde der Bus 1950, ausgeschieden bei der Post ist er 1962. Danach wurde er als Werkstättenwagen in Steinbrüchen benutzt, ehe er nacheinander von zwei unterschiedlichen Sammlern übernommen wurde. Aber erst Werner traute sich, den demolierten Bus zu restaurieren. »Alle Scheiben waren eingeschlagen, und er war von der Post zugeblecht worden, weil er undicht war.« 22 Monate lang wurde der Glocknerbus umgebaut, für jede Scheibe wurde eigens ein Blechmodell hergestellt, um die Scheiben wieder herstellen zu können. Der Versicherungswert seines Busses liegt bei 250.000 Euro, so Werner.

Die Firma Gräf & Stift hat es dem Sammler ganz besonders angetan. Die österreichische Firma, die 1904 gegründet und 1971 aufgelassen wurde, stellte aber nicht nur Autobusse her, sondern in der Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg auch 1500 PKWs, wobei hier weltweit nur noch 30 erhalten sind. Das Symbol des Automobilherstellers, der Löwe der auf der Weltenkugel thront, ist auch Herbert Werners Symbol. So weit geht die Sammlerliebe.

Sehnsucht nach Aussee

Das Ausseerland ist seit jeher ein Ort, an den die Menschen kommen, um der Hektik des Alltags zu entfliehen und ihre Gedanken neu zu ordnen. Schriftsteller, Komponisten und Maler der Vergangenheit und der Gegenwart fanden und finden im Tal hinter dem Grimming eine Gegend, die zum Schreiben, Komponieren und Malen inspiriert.

Das Literaturmuseum in Altaussee, mit der beeindruckenden Kulisse des Altausseer-Sees im Hintergrund, widmet seine Dauerausstellung all jenen Literaten, Komponisten und Künstlern, deren Leidenschaft im Ausseerland entfacht wurde. Zu den bekanntesten Gästen, die hier ihre Sommerfrische verbracht haben, zählen Gustav Mahler, Richard Strauß, Johannes Brahms, Adalbert Stifter, Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler. Aber auch viele andere Künstler haben im Ausseerland ihre Inspirationsquelle gefunden. Die Altausseer Schriftstellerin Barbara Frischmuth kann ihr Schreibtalent nur in ihrer Heimat so richtig entfesseln.

„In Venedig könnte ich nicht schreiben
und in vielen Städten der Welt auch nicht.
Hier in Aussee kann ich schreiben“
Barbara Frischmuth

Alle Tassen im Schrank

40 Jahre, Hunderte Tassen, Münzen, Bilder, Krüge – das Haus von Josef Scheck ist das Haus eines Sammlers. Trotz seiner vielen Sammlungen liegt ihm eine besonders am Herz: die Häferlsammlung, eine bäuerliche und eine bürgerliche.

Die bäuerliche Sammlung

Im hölzernen Kämmerchen in Josef Schecks Zuhause in Bad Aussee sind die Wände Glasvitrinen. In ihnen schimmern die sogenannten Almhäferl, Schmuckhäferl, verziert mit Gold, Silber und viel Pomp. »Alles Unikate und Hunderte Jahre alt«, erzählt Josef Scheck. Früher wurden diese Häferl von den Dienern, Knechten oder Angestellten bei den zahlreichen Kirchtagen oder anderen Festivitäten gekauft und ihrem Vorgesetzten – vor allem der Bäuerin – geschenkt. Diese wurden nicht benutzt, sondern auf Nägeln an der Wand aufgehängt. Wertvoll sind sie nicht, das weiß auch Josef Scheck. 30 bis 40 Euro ist ein Almhäferl wert. Aber das soll nur ein kleiner Teil seiner Sammlung sein, der Rest befinde sich gerade im Kammerhofmuseum in Bad Aussee, so Scheck.

Die bürgerliche Sammlung

Während die eine Häferlsammlung aus dem bäuerlichen Milieu stammt, sind die Tassen, die sich in einem anderen Raum befinden, für die gute Bürgerlichkeit bestimmt. Hier finden wir Tassen und Häferl aus wertvollem Porzellan der Porzellanmanufakturen Meißner und Alt-Wien. »Das ist die Schatzkammer«, sagt er lächelnd beim Betreten des kleinen Raums. Die Tassen sind zarter, aber ebenso pompös. Gold strahlt auch hier aus den Vitrinen. Neben Meißner, seiner Lieblingsmanufaktur, und Alt-Wien besitzt Scheck auch Tassen und Unterteller von Manufakturen aus Frankreich, Holland oder der Schweiz. Er selbst weiß um den Wert seiner Sammlung, wird selbst oft als Experte befragt. Der pensionierte Eisenbahner, der auch gerne bei Auktionen im Dorotheum Graz mitsteigert, erkennt die Tassen vor allem an der Form. »Alt-Wien erkennt man an der Form der Henkel.« Das älteste Häferl der beeindruckenden Sammlung stammt aus dem Jahr 1730 und zeigt eine Bergszene. Natürlich ist die Tasse ein Meißner-Stück.