Das Kreüter Buch, Darinn Underscheidt, Namen vnnd Würckung der Kreutter, Stauden, Hecken vnnd Beumen, sampt jhren Früchten, so inn Deutschen Landen wachsen […..] Durch H. Hieronymum Bock auss langwiriger vnd gewisser erfarung beschrieben [….] gedruckt in Straßburg im Jahr 1556, ist das zweite Buch, welches wir in St. Lambrecht digitalisiert haben.
Hieronymus Bock war Theologe, Lehrer und Botaniker in Zweibrücken. Als Botaniker und Verfasser von botanischen Büchern erreichte Bock schon im 16. Jhd Berühmtheit. Er legte am Saarbrücker Hof einen systematischen Kräutergarten an, und hat sich auf seinen vielen Reisen ein umfangreiches Wissen über Pflanzen und Ihre Wirkung angeeignet. Der große Erfolg des Kreüter Buchs ist einerseits auf die in Volkssprache abgefassten umfangreichen, humorvollen Kommentare und zweitens auf die Zeichnungen von David Kandel zurückzuführen. Die erste Auflage (1539) enthielt noch keine Bilder, ab der zweiten Auflage wurde das Buch dann zu einem Bestseller, sicherlich bedingt durch die visuell amüsante Bebilderung. Wir werden in einem eigenen Beitrag einige der außergewöhnlichen Illustrationen von David Kandel (DK) vorstellen.
Die Besitzvermerke des Kreüter Buchs sind nicht so umfangreich wie jene des Artzney Buchs. Wir finden in diesem Buch drei Einträge aus dem Jahr 1557, 1650 (Titelseite) und 1795.
Das Buch war also im 17 Jhd. im Besitz der Landschaftsapotheke in Judenburg, welche zu ältesten Apotheken der Steiermark (erste Erwähnung ab 1429) zählt. Die “landschaftlichen Apotheker” im 15. und 16. Jhd. erhielten die Apotheke in Pacht, bzw. der jeweilige Apotheker war ein besoldeten Beamter “der Landschaft”, also ein Landesbediensteter der ersten Stunde. “Die Landschaft“, kurz für “das Land Steiermark” bzw. “das Herzogtum” war zusammengesetzt aus dem hohen und niedrigen Adel, den Prälaten sowie Vertretern der landesfürstlichen Städte und Märkte.[1] Seit 1748 gibt keinen landschaftlichen Apothekers mehr, machdem Maria Theresia das steirischen Kassenwesens reformierte und dieses Amt, trotz Protest der Stände, abschaffte. Der Name “Landschafts-Apotheke” erinnert heute noch an diese Zeit, als die Stände Steiermarks zur Hebung der Pharmazie viel beigetragen hatten. [2]
Zurück zu unserem Buch und der Suche nach magischen Pflanzen von Pramberger. Hier die Beschreibung der magischen Kräfte des Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys), das sogenannte “Neb(e)naus” in der aktuellen Ausgabe des Webbooks Die Kräuter in meinem Garten: Gamander gilt als hexenvertreibendes Mittel und vertreibt auch den Teufel, wenn man die Pflanze in der Hand trägt. In vielen Sagen ist vom Teufel zu lesen, dem eine Jungfrau zum Weib gegeben werden soll, wenn er Dinge vollbringt, wie zum Beispiel Gold beschaffen oder in einer Nacht einen Berg auftürmen. So wird der Teufel in manchen Sagen um das ihm versprochene Mädchen geprellt, weil man ihm Gamander entgegenhält. Als blitzabweisend wird er in den Bauernstuben Tirols ins offene Feuer geworfen, wenn ein Gewitter heranzieht. In der Schweiz tragen ihn ältere Leute in Amuletten bei sich, um böse Einflüsse abzuwehren und Schutz zu erhalten. Als Liebesorakel kann er ebenso herhalten wie der Ehrenpreis, man kann damit den unbeständigen Freier vom treuen zukünftigen Ehemann unterscheiden. [3]
[1] Gernot P. Obersteiner, Geschichte und Inhalt des Landschaftlichen Archivs, www.landesarchiv.steiermark.at
[2] Mag. pharm. Dr. Bernd E. Mader, Kleine Kulturgeschichte der Grazer Apotheken, Austria-Forum, “Historisches Jahrbuch der Stadt Graz”, Band 32, Graz 2002
[3] Siegrid Hirsch, Felix Grünberger, Die Kräuter in meinem Garten, Freya, 2010. Webbook im Austria-Forum.
Karl Eugen Heilmann: Kräuterbücher in Bild und Geschichte. Grünwald/München 1964. S. 31, 156-161.
Claus Nissen: Die botanische Buchillustration. Ihre Geschichte und Bibliographie. 2. Aufl. Stuttgart 1966. S. 51-53.